Mein lieber Welti,
was du mir sagst, kommt mir bekannt vor. Du hast um einiges mehr Lebenserfahrung und mehr Zeit gehabt darüber nachzudenken.
Weißt du, manchmal bin ich so rational, dass ich auch denke, dass das nur im Kopf ist und wenn ich mich richtig anstrenge, dann geht die Verzweiflugn weg und manchmal denke ich: Späääter werde ich mal jemanden heiraten und an dem Tag sooo happy sein und die Tränen jetzt sind dann so gut wie vergessen. Das hält aber meist nur ne Stunde, vielleicht zwei an..
Dann ist das Herzweh wieder Seelenweh.. Deshalb denke ich, dass ich damit anders umgehe, als manch anderer Mensch, der gesund ist im Kopf... Ich versuch mich da nicht reinzusteigern und es müssen nichtmal Tränen da sein, aber die Unruhe und dann dieser chronische Schmerz, die Luft bleibt weg, mir ist nur noch übel (und das war die ersten Wochen richtig gefährlich, Erbrechen, Durchfall und nur drei Bissen am Tag, weil ich dann wieder erbrechen musste) und ich schlafe nicht. Aus dem Seelenschmerz werden dann diese körperlichen Schmerzen und die find ich nichtmal schlimm. Das ist nicht das Selbstmitleid, das hab ich mir abgewöhnt, dafür bin ich zu aufgeklärt was die Situation angeht. Ich glaube, es hat was damit zu tun, wie ich früher mit Problemen umgegangen bin und jetzt versuche ich das Ganze nur noch seeeehr selten zu tun, tue es aber doch auf anderem Wege durch Schlafentzug und Essensentzug usw. Nichtmal bewusst, es ist so, aber ich finde den Zustand dann nicht schlimm.
Die Dinge die du sagtest, dass es auch mit Erinnerungen von früher zu tun haben könnte, finde ich sehr einleuchtend. Ich hatte immer Verlustsängste und es fällt mir ehrlich gesagt jetzt schwer allein zu sein. Generell allein zu sein und auch natürlich allein in unserer Wohnung mit all den Erinnerungen, wir haben all die Möbel zusammen gekauft, jedes hat seine Geschichte.
Trotzdem werde ich mich nicht in irgendetwas hineinstürzen, so wie manch anderer, der nicht allein sein kann, ich habe mir gesagt, ich nehme das als Anlass selbstständiger zu werden und ich finde es gut, wenn ich erstmal alleine sein lerne, bevor ich mich wieder in eine Beziehung stürze.
Die Sehnsucht endlich ruhen zu dürfen, genau die habe ich. Am Anfang war es: Ich will nicht, dass die Gefühle weggehen, ichwill ihn ja zurück. Und nun ist es seit Monaten einfach nur noch: Ich will, dass es besser wird, dass ich wieder normal meinem Leben nachgehen kann, nicht jeden Tag mehrmals erinnert werde, nicht schlafen kann und wenn ich schlafe von ihm träume und am Morgen deshalb schon schlecht gelaunt bin, mich nicht konzentrieren kann, nicht richtig essen kann und somit dann auch schwach auf den Beinen bin, immer nachdenken mus, ob ich gefühlsmäßig irgendwohin mitgehen kann ohne die Gefahr, dass ich mittendrin losheulen könnte und somit besser zu Hause bliebe...
Tja, wie das Schicksal so will, hat er mich heute Abend im ICQ angeschrieben und wir haben 30min gechattet. Das hat mich glaube ich schon wieder um Wochen zurück geworfen. Und am 16.10. ist er wieder in Köln und wir werden uns zwangsläufig sehen, denke ich. Immer wenn es mir gerade besser geht, kommt er wieder nach Köln. Alle 2 Monate... Ich bin jetzt schon wieder aufgeregt deswegen. So kann das doch nie etwas werden. Bei dem Gespräch fühlte ich mich immer wieder näher und das tut mir nicht gut!
Du darfst mich gerne wieder begleiten! Ich würde mich freuen! Ich weiß, dass ich diesen Weg alleine gehen muss, Stephan war immer da, wenn es mir nicht gut ging und nach einem Gespräch und einer Umarmung ging es mir direkt wieder super. Auch ein Grund, warum ich noch an ihm hänge, weil ich mir irgendwo wünsche, dass er mir hilft, mich in den Arm nimmt und einfach sagt, dass alles gut wird und es mir wieder gut geht wie früher, aber da ist er wohl der Falsche.. Es ist schwer einzusehen, dass er nun mehr oder weniger der Grund ist, weshalb es mir nicht gut geht. Ich trauere einfach dem Menschen hinterher, den ich verloren habe.
Ich weiß einfach nicht, ob ich mich allein mit Gedanken und Rationalität aus dieser Situation befreien kann. Die Zeit bringt mir irgendwie nichts. Zeit heilt alle Wunden, aber wenn es nach 6 Monaten noch nicht besser gworden ist, dann frage ich mich, wann es denn besser werden wird.
Ich weiß, ich bin ungeduldig...
Ich werde versuchen jetzt wieder stark zu sein und noch etwas zu lernen und hoffe beim Fernsehen wieder einzuschlafen, denn morgen bekomme ich Besuch von einem Freund. Im Freundeskreis gibt es momentan auch noch Probleme, genauso wie in der Familie (die lieben Eltern, neverending story).
Momentan ist echt man wieder der Wurm drin!
Na ja, es kommen auch wieder bessere Zeiten, ich bin 21 und habe noch sooo viele Jahre und Veränderungen vor mir!
Dir eine gute Nacht und danke!
Dein ... Engelchen
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