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magische Mauern und weitere Zaubermittel (Eintrag 8679) | |||||||||||||||||||||||||
Hallo Martin,
"außerhalb des üblichen Denkens" ist der Schlüssel. Üblicherweise spüre ich Gefühle im Körper kaum. Zorn ist ein gutes Beispiel, bis vor einiger Zeit habe ich mich für unfähig gehalten, solchen überhaupt zu empfinden. Jetzt bekomme ich perfekte Nachhilfe von meinem derzeitigen Arbeitgeber und seinen Untertanen, ich lerne es allmählich. In vielen Situationen reagiere ich nach dem Prinzip: Bloß nichts anmerken lassen - weder von außen noch von innen. Immer schön im Kopf bleiben (= sicher) Hmpf. Das muß ja nicht so bleiben. "ich bin halt so verkopft ich kann das nicht" = einfache Ausrede, noch nicht mal eine gute. Also Kopfsprung und einfach mal drauf achten, was mein "Gehäuse" so von sich gibt. Immerhin möchte ich ja gut in diesem Körper leben. Wenn ich mich für zweigeteilt halte ist das meine Wahrnehmung, nicht unbedingt Realität. Bisher spiele ich einfach mit den Bildern, die besonders beim Schreiben auftauchen. Spielen ist immer gut. Turmhohe Mauer? Also gut, da ist also ein schmaler, sehr, sehr, hoher Turm mit Strichmännchen drin und läuft durch die Stadt. Da muß ich schon wieder lachen, trifft aber an manchen Tagen zu. Es ist schlichtweg unmöglich und nebenbei unnötig auf Straßen, U-Bahn etc. jeden Blickkontakt zu vermeiden. Schutz ohne Bedrohung. Hmpf. Bilder lassen sich ja verändern. Also trage ich Steinreihe um Steinreihe ab bis die Mauer eine gemütliche Sitzhöhe hat. Witzigerweise verändert das mein Verhalten. Wie schön ist es doch ganz nebenbei ein Lächeln zu tauschen, einfach nur so. Auch der Kontakt zu meiner Schwester kommt da (wenn es ihr gut geht) auf eine neue Ebene. Damit fühle ich mich auch nicht immer wohl, also wacker ein Stückchen wieder hochgemauert, so das ich gerade drüber gucken kann. Das ist besonders an den schwierigen Tagen angenehmer. Schwierige Tage. Mal kurz zurück zum eigentlichen Thema: Transplant. Grundsätzliche Überlegungen und meine eigenen Zweifel von "vorher" sind mir gerade herzlich egal. Ich sehe nur den Zustand vorher (zwischen unsäglich und grottenschlecht) und die Möglichkeiten jetzt. Nur sind Möglichkeiten keine Besserung, auch wenn sie diese versprechen. Die Situation vorher/jetzt auch nur teilweise zu beschreiben sprengt sicher den Rahmen hier, das würde ein Buch füllen. Kurz gesagt: die Zustände, in denen sie (meine Schwester) sich immer wieder befindet, braucht kein Mensch, weder Freund noch Feind. Das war vorher manchmal so und kommt gerade wieder. Zwei oder drei solcher Tage in Folge und ich gehe in die Knie, gehe in die Knie als Begleitperson, noch nichtmal als Leidtragende. Und doch wird das alles irgendwie einen Sinn haben. Hinter der Frage "Vielleicht gibt es ja was für MICH zu lernen, statt für meine Schwester" verbirgt sich die Angst/Hoffnung: "vielleicht kann ich etwas tun (lernen) um die Situation aufzulösen, dahinter wiederum verbirgt sich der Wunsch sie erlösen zu können und dahinter schlummert die alte "Schuld"frage, die der Verstand längst als nicht zutreffend klassifiziert hat. Ähem - DAS war jetzt wahrscheinlich wirklich etwas schwierig ausgedrückt. Hmpf. Zum Glück gibt es viele Zaubermittel. Eiskaltes, fließendes Wasser bei hochsommerlichen Außentemperaturen ist nämlich auch eins. Klar schreien innerer Schweinehund, jeder Milimeter nasser Haut und die Kopfstimme erstmal um die Wette; ich mag hier gar nicht wiederholen, was sie mir da alles vorwerfen. Die (Sauna-)Erfahrung läßt mich wissen, daß sie allesamt glücklich sind wenn sie einmal drin sind (im Wasser) und geradezu euphorisch, wenn liebevoll gebündelte Sonnenstrahlen (mit Geschenkband, Grußkarte und Schleife) aus kalt warm, aus zufrieden glücklich und aus verschwitzt sauber machen. Kaltes Wasser ist gar nichts schlimmes, im Gegenteil. Vollkommen frostfreie und unvermauerte Grüße Silke |
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