Erfolg - wieder ein Mißverständnis

 

Er - natürlich auch sie - ist erfolgreich im Beruf, die Erfolgsleiter hinaufgeklettert. Und, haben die Verhandlungen Erfolg gebracht? War das Geschäft erfolgreich? Ihm ist der Erfolg zu Kopf gestiegen. Wenn man zum Beispiel beim Wortschaftzlexikon (nebenbei bemerkt: eine tolle Einrichtung!) nach Erfolg anfragt, dann bekommt man dort u.a. diese Einträge:

... "beweist der Erfolg, den das Buch bei seinem Erscheinen hatte"
... "vom Erfolg oder Mißerfolg der Ernte"
... "Er träumt von Erfolg und Reichtum"
... "Wyspianskis Drama hatte bereits bei der Uraufführung einen beispiellosen Erfolg"
... "an einem antimilitaristischen Roman schreibt und sich davon großen Erfolg verspricht"
... "Der Willehalm war ein großer literarischer Erfolg"
... "Die Beurteilung einer Handlung richtet sich nach ihrem Erfolg und ihren Wirkungen"
... "Ausbruchsversuche bleiben ohne Erfolg"
... "die ihm nicht nur Bestseller-Popularität einbrachte, sondern auch beträchtlichen Erfolg bei der Kritik"
..."...folgten ein Jahr später diese Märchen, die sofort Erfolg hatten..."
..."Die Verserzählung hatte gleich bei ihrem Erscheinen großen Erfolg"

In der Art geht es auch weiter. Daß deshalb das Wort 'Erfolg' auch fast ausschließlich mit Leistungen in Verbindung gebracht wird, die letztlich Materielles, günstigstensfalls noch Körperliches betreffen, verwundert nicht. Jeder wird zudem bestätigen, daß Erfolg eine Sache ist, die Wohlfühlen als Belohnung mit sich bringt, man fühlt sich gut mit Erfolg und wenn man Pech hat, dann steigt er einem eben auch noch in den Kopf wie ein paar Stamperln Sherry (süß oder trocken, je nach Geschmack).

Wir können also durchaus sagen, daß der Mensch Erfolg braucht, um sich wohl zu fühlen. Wie schon angeschnitten, beziehen wir das allerdings fast nur auf Materielles und so verwundert es auch nicht, wenn nahezu alle danach streben, den Erfolg im Beruflichen zu suchen (oder halt anderweitig beim Geld und der damit verbundenen Macht). Die Kausalkette Erfolg-Geld-Glück ist heute so geläufig, daß0 kaum jemand auf die Idee kommt, sich mit diesem komplex einmal anders auseinanderzusetzen.

Also - let's go - machen wir uns also gemeinsam auf den Weg!

Beginnen wir einmal bei dem Wort Erfolg? Ok. Erfolg besteht aus zwei Silben. Der Vorsilbe 'er' und dem Verb 'folgen'. Nun sind Silben ja nicht irgendwelche willkürlichen Buchstabenkombinationen, sondern auch Silben haben eine ganz besondere Bedeutung, speziell Vorsilben, da sie ja dem ihr folgenden Wort eine gewisse Richtung verleihen. Andererseits sind Silben nicht so einfach mit einem Begriff gleichzusetzen, sie sind vielmehr sehr subtile Gebilde, die sich nur vage in die Form eines Begriffes zwängen lassen. So gibt es bestenfalls Begriffe, die in etwa die Richtung zum Sinn der Silbe weisen. Der Begriff zur Silbe 'er' ist unter diesem Aspekt 'Schöpfung, Leben, Schöpfungsgesetze, Schöpfungskraft, Bewegung'. Mit religiösem Touch könnte man auch sagen 'Der Wille Gottes' oder 'Der Heilige Geist'. Egal. Ein paar Beispiele:

erleben - Schöpfungsgesetze leben (das ist praktisch das Referenzwort zur Silbe 'er')
erfinden - etwas finden, das in der Schöpfung vorhanden und nach den Schöpfungsgesetzen möglich ist
ermorden - Die Lebenskraft in etwas morden
erwarten - nach den Schöpfungsgesetzen auf die Auswirkung unseres Tuns warten
ersichtlich - nach den Schöpfungsgesetzen sichtbar, erklärbar, erkennbar. Und damit z.B.
erklären - im Rahmen der Schöpfung(sgesetze) klären, einordnen, seine Zugehörigkeit erkennen
erkennen - einen Teil der Schöpfung kennen lernen. 'Erkenntnis'!

und so weiter. Diese Thematik ist aber schon für sich buchfüllend. Wenn wir unter diesem Gesichtspunkt das Wort Erfolg betrachten, dann ist es naheliegend, daß es darum geht, den Schöpfungsgesetzen, dem Leben, der Bewegung zu folgen. Im Umkehrschluß: Wenn wir den Schöpfungsgesetzen, dem Leben, der Bewegung folgen, dann bekommen wir das, was man als Erfolg bezeichnet. Erfolg bringt aber, wie wir ja wissen, auch dieses Gefühl eine Befreiens von einer Sorge oder Last mit sich, bringt uns ein gewisses Hochgefühl, eine Unbeschwertheit, Sorglosigkeit und Leichtigkeit.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Was hat das mit Geschäftlichem zu tun? Ursprünglich gar nichts. Daß es der Fall ist, das liegt nur daran, daß heute das Geschätliche einen unnatürlich wichtigen Platz einnimmt und dadurch das Wort Erfolg dort auch am häufigsten vorkommt. Warum das so ist, liegt wiedrum daran, daß heute Anerkennung und Glück fast ausschließlich irgendwo im Materiellen vermutet wird. Aber nicht nur dem Wort 'Erfolg' ist dieses Schicksal widerfahren. Auch Liebe, Hilfe und andere Begriffe sind heute weit weg von dem, was sie eigentlich bedeuten.

Ungeachtet aller dieser Überlegungen, eines steht fest: Erfolg bringt uns Leichtigkeit, Freude, Auftrieb! Es bringt also doch genau das, was wir uns wünschen, nicht? Es ist doch genau betrachtet nicht das Geld, das wir wollen, es ist vielmehr das Gefühl der Unbekümmertheit uind Leichtigkeit, die uns halt das Geld bringt, ermöglicht. Aber nicht das Geld selbst. Leider sind wir es gewohnt, daß Geld und sorgenfreies Leben miteinander untrennbar gekoppelt sind und das Hinterfragen ist ja günstigstensfalls heute ein Hobby von Idealisten, statt zu den Grunddisziplinen unseres Lebens zu zählen. Ohne ständig zu hinterfragen werden wir uns nie aus unseren Fesseln befreien können!

Also: Erfolg bringt uns Leichtigkeit, Freude, nicht das Geld. Wenn wir es so betrachten, dann kommen wir zwangsläufig zu dem Schluß, daß wir Freude und Leichtigkeit dort bekommen, wo wir etwas mit Erfolg tun. Was liegt also näher, statt dem immer schwieriger zu erlangenden Geld uns andere Gebiete für den Erfolg zu suchen? Und, tatsächlich, es gibt sie, sogar direkt vor unserer Nase! Bei uns selbst!
Ein kleines Beispiel: Im Keller, der Garage oder nur auf dem Schreibtisch türmen sich die Kartons, Zettel, Kram. Ist es nicht ein gutes Gefühl, wenn wir uns endlich einmal dran machen und es aufräumen?
Oder: Wir haben ein par Kilo zu viel. Ist es nicht am Tag, nachdem wir nur ganz wenig gegessen haben, ganz wunderbar, wenn wir ein halbes Kilo weniger auf der Waage entdecken?

In beiden Beispielen haben wir Erfolg gehabt. Erfolg worin? Erfolg darin, als wir unseren inneren Schweinehund überwunden haben. Und damit sind wir bei einem ganz, ganz unangenehmen Thema angelangt: Bei der Überwindung, der Ordnung, der Disziplin, noch schlimmer der Zucht. Allesamt Wörter, die uns überhaupt nicht begeistern, ganz im Gegenteil (Wobei ich 'Zucht' also doch ausklammern und lediglich bei den Hühnern oder Schweinen drüben lassen möchte). Doch das geht über den Rahmen dieses Kapitels hinaus.

Wenn wir nun an unsere Wortzerlegung des Erfolges denken, dann wird uns erst die Tragweite der Erkenntnis zum Erfolg bewußt: Er-folg, dem 'er', den Schöpfungsgesetzen folgen macht glücklich. Unser Lebenssinn aber liegt in / ist ausgerichtet nach den Schöpfungsgesetzen. Der Schluß daraus: Unseren Lebenssinn erfüllen bedeutet Erfolg und Glück. Dem übergeordneten Lebenssinn (siehe Roadbook: Sternenstaub und Der große Sinn) ebenso wie dem urpersönlichen, individuellen (Lebensaufgabe I und Lebensaufgabe II). Was ich dabei aber besonders betonen möchte, ist der übergeordnete Lebenssinn, der ja darin besteht, ein Mehr an innerer Bewegung zu erreichen, ein Mehr an Lebendigkeit. Und genau das ist sehr stark mit dem Begriff 'überwinden' verbunden, der lautmalend ja genau erklärt, um was es (auch auf den höheren Lebenssinn deutend) geht: Sich höher und höher zu winden! Leider, leider! Ohne Überwindung wird es also wohl kaum gehen!

Was wir erkannt haben, das ist, daß wir Erfolg (auch?) dadurch erreichen, daß wir uns überwinden. Mit dieser Art von Erolg, die also ausschließlich mit unserem Innenleben zu tun hat, schlagen wir aber auch aus ganz anderer Überlegung einen viel besseren Weg ein: Wir werden unabhängig! Alle Erfolge verbinden uns mit dem Erfolg, binden uns daran. Im Zusammenhang mit Materiellem binden wir uns so natürlich an das Materielle. Und das zieht dann einen Rattenschwanz an unangenehmen Folgen nach sich, bis zur Angst, das Materielle wiederum zu verlieren.

Vielleicht noch ganz kurz ein Gedanke zu Erfolg und Geld. Vielleicht hat sich mancher schon die Frage gestellt, warum dem einen Geld in den Schoß fällt und der andere rennt ihm zeitlebens erfolglos () hinterher. Das liegt ganz einfach in der individuellen Lebensaufgabe! Diejenigen, denen Geld in den Schoß fällt, haben es, wenn man es einmal genau betrachtet, alles andere als einfach! Denn ihre Lebensaufgabe liegt ganz wo anders, da aber Geld zu verdienen heute oft als Lebensinhalt betrachtet wird, laufen solche Menschen sehr leicht Gefahr, am ihrem aktuellen Lebenssinn achtlos vorbeizugehen und so ein ganzes Leben zu verpfuschen! Und genau aus diesem Grund erkennen viele, die genug Geld haben, auch oft, das Geld nicht glücklich macht, steigen aus, suchen anderes.

Erfolg bei der Suche nach unserer inneren Freiheit hingegen wird uns, auch nach dem Verlassen dieses Erdenplans, Leichtigkeit und Freude bringen, die uns absolut niemend - eben nicht einmal der Tod - nehmen kann!