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Gestern
war Vollmond. Mondwechsel bedeutet oft auch Wetteränderung, das kann
nach den vergangenen Wochen eigentlich nur Schlechtwetter bedeuten oder
zumindest Unbeständigkeit. Die letzten Tage waren schnell verflogen.
Wir hatten es uns gemütlich gemacht. Ein paar kleine Rundfahrten,
ziemlich einige Frappés in Githio im Kreisverkehr mit 'Leuteschaun',
Am-Strand-liegen kurzum eben gemütlich. Gestern waren wir noch einmal
fein essen gegangen bei Maria und heute ist der Tag des Aufbruchs gekommen.
Robert und Michael fahren nach Patras, von wo aus sie das Schiff der Heimat
näher bringen und von Griechenland entfernen wird. Auf meiner Schiffsanreise
hatte ich erfahren, daß die Insel Elafonisos so wunderschön
sein soll. So habe ich zumindest einen kleinen Trost für die Abfahrt
der beiden, denn, so kurz die Zeit auch war, man ist sich doch durch die
gemeinsamen Erlebnisse noch näher gekommen. Die Stimmung ist also
allgemein ein wenig gedrückt: Die einen fahren nach Hause, der andere
bleibt alleine zurück. Beides zwar immer unausweichlich, nichts desto
trotz traurig.
Das
Packen geht also schweigsam vor sich, ebenso ist keinem von uns beim Bezahlen
des Campingplatzes sonderlich zum Scherzen zumute. So stehen unsere drei
Reittiere neben dem kleinen Häuschen, während wir drinnen vor
der Theke stehend schwitzen. Es ist schwül und für den Nachmittag
sind im Norden des Peloponnes Gewitter angesagt, keine freundlichen Aussichten
für meine Noch-Begleiter. Der Besitzer des Platzes ist zwar nicht
besonders alt, aber er hat mit dem Taschenrechner so seine Probleme. Es
zieht sich in die Länge, die Sättel von unseren Maschinen werden
gut heiß sein, nichts für zimperliche Hinterteile. Schließlich
bringt der Mann es doch auf die Reihe, das Zusammenmixen von Zelten, Personen
und Motorrädern, aufmultiplizieren der vergangenen Tage und das Schreiben
auf einen Freßzettel. Man merkt ihm an, daß ihn die Arbeit
mächtig auf die Nerven geht, halt ein notwendiges Übel. Vielleicht
ist es aber auch die zur Neige gehende Saison, die ihm zu schaffen macht.
Schließlich ist es so weit. Zum letzten Mal starten wir im Konvoi.
Hinaus auf die kleine Nebenstraße, dann rechts ab auf die Hauptstraße
in Richtung Githio. Die paar Kurven durch den Wald, einige Gerade, den
Hügel hinauf und dann nach Githio hinunter, rechts die Perlen-Büschel
der Dattelpalmen, die leuchten, als ob sie eben gelb glühend von
einem Glasbläser aus dem Ofen gezogen worden wären vor dem weißen
Leuchtturm weiter hinten auf dem schmalen Damm. Ein strahlender Tag, nur
doch eben ein wenig von den Ereignissen unsichtbar überschattet.
Entlang der ersten Batterie von Tavernen, links ab, vorbei am Kreisverkehr
und dann entlang den weiteren aufgefädelten Lokalen, deren Grenzen
durch die unterschiedlichen Dessins der Tische und Stühle dokumentiert
werden. Schließlich der kleine Rechtsschwenk, Robert hält in
einer großzügigen Parklücke an. In wenigen hundert Metern
werden sich unsere Wege trennen, der Abschied ist akut geworden. Suchen
nach den passenden Worten, aus Erfahrung wissend, daß Hinauszögern
nichts verbessert. Schließlich umarmen wir uns und wünschen
uns gute Fahrt. Noch eine kurze Strecke fahren wir hintereinander, Robert,
Michael, ich mache das Schlußlicht. An der Kreuzung biegen sie links
Richtung Sparta ab, kurzes Hupen, während ich geradeaus fahre. Die
Tage des einsamen Erforschens haben begonnen.
Zwar
bin ich kein Mensch, der in Panik gerät, wenn er alleine ist, im
Gegenteil, ich liebe es, im Alleingang Neues zu erforschen, trotzdem ist
die Luft ein wenig kühler und es fühlt sich alles etwas weniger
flauschig an. Aber immerhin, es wartet eine wunderbare Insel, ein Geheimtip
und wer weiß was sonst noch alles. Also genieße ich die Fahrt,
wieder einmal erinnere ich mich, daß ausschließlich die Gegenwart
zählt und wenn ich rundherum blicke muß ich gestehen: Übel
ist sie nicht! Den Handschuh der leichten Bedrückung abgestreift
genieße ich die letzten Meter von Githio, vorbei an der Tankstelle,
am Strand. Die Kurven, den Hügel, das gestrandete Schiff. Nun wird
die Strecke kurvig, windet sich entlang der Küste, kleine einsame
Strände schmiegen sich in die Armbeugen
der Küste, manches Mal kann man den Blick auf einen Zipfel von ihnen
von der Straße aus erhaschen. Aus einer Kurve heraus blicke ich
rechts auf ein paar winzige Inselchen, dann verläuft die Straße
quer über das Delta des Evrotas, quer durch Orangenhaine, heiß,
gerade, der Lauf hie und da durch einen Knick gebremst. Durch Skala und
Vlachiotis, um nun einen Sattel hinan, links und rechts von Ölbäumen
begleitet, die auf ihren Stufen rasten, wieder in einer Deltaebene zu
landen, die allerdings schon lange keinen Fluß mehr beherbergt.
Vorbei an einer wunderschönen orthodoxen Kirche, sie sieht so adrett
aus wie ein neues Spielzeug. Die Hauptstraße durchmißt die
Ebene auf direktest möglichem Weg: Schnurgerade, so, als ob sie bemüht
wäre, schnell wieder hügeliges Land zu gewinnen. Würde
man nun auf eine Straßenkarte blicken, sähe man vom Beginn,
der Mitte und dem Ende der Geraden eine Straße dem Ort Metamorphosis
zueilen. Alle Wege führen dorthin - was für ein Sinnbild.
Ab
hier beginnt Neuland. Umfahrung von Sikea, nun wird es wieder hügelig.
Neuer Asphalt, er muß erst diese Tage aufgebracht worden sein, aber
ich habe keine Schräglagenlaune. So schwinge ich durch die ausladenden
Kurven, freue mich immer gespannt darauf, was sich wohl hinter dem nächsten
Rücken zeigen wird. Da fällt mir ein Ausspruch ein, den ich
einmal als Kind getan haben soll, über den sich meine Eltern so amüsierten:
"Papa, sag, ist hinter dem Berg auch Landschaft?" Aber ja doch,
jede Menge!
Elika, Pantanasia und ich renke mir den Hals nach meiner Trauminsel aus.
Ist sie das? Oder doch noch nicht? Mit jeder Kurve werde ich sicherer,
das dort drüben muß sie sein. Laut Karte geht das Schiff ab
Neapoli aber ich bin einfach zu neugierig! Nur wenigstens die Insel einmal
aus der Nähe gesehen haben! Die direkte Abzweigung nach Viglafia
habe ich zwar verpaßt, aber der Ort ist dennoch schnell gefunden.
Ich rolle möglichst weit zur Küste vor und sehe - ja, tatsächlich
auch von hier geht eine Fähre hinüber! Das Schiff schaukelt
sogar gerade am Pier, also nichts wie hin, Ticket kaufen, rauf - wenn
das nicht ein günstiges Vorzeichen ist!
Bald
legt das Vehikel ab. Um ja nichts zu verpassen trabe ich über das
ganze Schiffchen, bis hinauf zum Kapitän, beobachte das Ablegen und
den Kurs den es nimmt. Es weht ein ordentlicher Wind, sodaß sogar
hier ein paar schöne Wellen den Kahn zum Schaukeln bringen. Gemütlich
wiegt sich Akbar auf seinem Ständer, bei jedem Wellental sackt er
ein wenig in sich zusammen, um beim nächsten Kamm den Kopf ebensowenig
zu heben. Ich würde trotzdem behaupten: Das Geschaukel läßt
ihn kalt.
An der Reling steht ein Paar, für das die Welt rundherum keine Bedeutung
hat. Ob es Glück ist, das sie ihre Köpfe aneinander lehnen läßt?
Oder Verzweiflung? Trauer? Wiedersehen oder Abschied? Ich werde es nie
erfahren. Der
Kahn fährt die Figur eines gespiegelten N ab, als wir auf dessen
Mittelbalken durch die Wellen stampfen, begegnet uns das Gegenschiff.
Es tanzt auf den Wellen und kurz flackert ein Gedanke an den fliegenden
Holländer auf.
Näher treibt die Insel Elafonisos und
ich erkenne, daß sie fast völlig kahl ist. Obwohl sich ein
Hauch Enttäuschung spürbar macht, denke ich mir, daß es
ja auch noch eine gegenüberliegende Seite gibt. Ja, die Karte bestätigt
das: Zwei Buchten liegen auf der Westseite, ich freue mich auf sie. An
Palmen glaube ich zwar nicht, aber zumindest an einen kleinen Föhrenwald,
der ein wenig Schatten spendet, wenn man über den Strand
aus dem Wasser kommt. Rechts schält sich allmählich eine ganz
flache Landzunge aus der Masse der Insel heraus und schiebt sich in den
Horizont. Wohl nur einen Meter über der Meeresoberfläche thront
selbstbewußt eine Kapelle, von den offenbar einzigen Bäumen
der Insel begleitet. Je weiter die Kapelle zum Festland rutscht, umso
näher kommen wir dem Hafen. Schon beginnen die Ketten der Laderampe
zu rasseln, der Schiffsdiesel wird zurückgenommen, das Wummern wird
entspannter, bis es letztlich in leer laufendes Gleiten ausklingt. Das
währt jedoch nur ein paar Augenblick, schon zittert das Deck, schäumend
zerwühlen die Schrauben das Meer, das Schiff bäumt sich gegen
die noch zu hohe Fahrt auf, um schließlich daunenzart zur Hafenmauer
zu schweben. Ein kurzes Knirschen der Rampe auf dem Beton des Kais signalisiert
die erfolgreiche Landung. Schon seit einer Minute sitze ich auf Akbar,
der Motor läuft, bereit, uns auf den Inselboden zu schieben.
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'Wie oft', denke ich bei mir, 'decken sich
doch Vorstellung und Wirklichkeit nicht'. Während meist Asphalt den
Boden nahe eines Hafens bedeckt, kann Elafonisos lediglich mit gestampftem
Boden aufwarten, von dem bei jedem Windstoß Staubwirbel abheben
um sich nach kurzem stürmischen Tanz in nichts aufzulösen. Die
Wirbel verstärken den Eindruck von Hitze und Ungemütlichkeit,
obwohl der starke Wind der Hitze die Spitze bricht. Laut Karte dürften
wohl die zwei südwestlich gelegenen Strände die Ursache der
allgemeinen Begeisterung sein. Der Weg dorthin ist alles andere als einladend,
aber das macht nichts, im Gegenteil, es ist ja ein Geheimtip. Da darf
auch die Straße das Geheime ruhig untermalen. Tarnung sozusagen.
Teilweise ein wenig Asphalt, oft Sand, noch viel öfters Schlaglöcher.
Dazu bergauf und bergab, häufig Kurven, ich komme nicht zügig
voran. Muß ja auch nicht sein, denn die Insel ist schließlich
nicht groß. Als nach einer kleinen Kuppe der Horizont wieder in
die Ferne schnellt, liegt zwischen ihm und mir linkerhand eine kleine
Bucht, in der ein wunderschöner Dreimaster vor Anker liegt. Doch
die Bucht säumt kein Sandstrand, sondern ein grober Schotterstrand
zwischen zackigen Steinen. Weiter nach rechts bleibt es nach wie vor flach,
linkerhand taucht eine Anlage auf, die sich als der einzige Campingplatz
von Elafonisos herausstellt. An seinem Nordrand muß ich Akbar abstellen,
denn ab hier geht es nur zu Fuß weiter. Sanddünen sind der
Grund dafür. Ich recke den Kopf über die Mauer des Platzes,
keine Begeisterung für das, was ich sehe: Der Großteil ist
ohne Sonnenschutz. Kein einziger Baum, nur ein paar flache Dächer,
die einige erlesene Plätze vor der schlimmsten Hitze bewahren, solange
die Sonne senkrecht steht. Abgesehen davon ist hier offenbar all der Asphalt
verbraucht worden, der bei der Straße abgegangen ist: Abgesehen
von wenigen Rechteckchen verbrannten Grases, man sollte besser sagen gestampfter
Erde, gibt es nur Asphalt und Kies. Den Asphalt, um das Auto abzustellen,
den Kies um das Zelt aufzustellen. Und gnadenlose Hitze. Meine
Freude, die ohnehin schon mit jedem Kilometer der Strecke ein wenig geschmolzen
war, bekommt nochmals einen empfindlichen Knick. Na ja, vielleicht ist
der Strand nett...?
Akbar
ruht sich also auf seinem Ständer in der glühenden Sonne aus,
ich wandere vorbei in die Dünen, die den Blick zum Meer verwehren.
Zwänge mich auf dem einzigen Zugang zwischen zwei Sandbergen an einem
Auto mit beiderseits offenen Türen vorbei, überspringe ein paar
Surfbretter und sehe nun hinüber zum Meer. Aggressiver Westwind zwingt
die Wellen über seichtem Grund, sich wieder und wieder zu brechen,
jagt den Sand vor sich her, der ständig wie ein zarter Schleier über
die wenigen kargen Grasbüschel stiebt. Wie die Reihe von Sonnenschirmen
aufrecht bleibt, das ist mir völlig unklar, die Liegestühle
darunter müssen im Sand verankert sein. Außer ein paar niederen
Büschen, dem bißchen Gras und ein paar Strandlilien wäschst
hier nichts. Schon gar keine schattenspendenden Bäume.
Die
Strandlilien. In ihrer zarten Gebrechlichkeit wirken sie hier verlassen,
traurig darüber, nicht einfach gehen zu können. Vielleicht ist
es auch nur meine eigene Stimmung, die mich das von ihnen denken läßt.
Sie scheinen ein besseres Los verdient zu haben, als vom Wind gebeutelt
und zerfranst zu werden. Ihre zarten Blütenblätter tanzen in
den Luftstößen, als ob sie jeden Augenblick entseelt davon
treiben wollten.
Bedrückt mache ich mich auf den Rückweg
zu Akbar, die Sonne und den Wind im Rücken. Der Rest von Wasser aus
dem Seitenkoffer ist brühwarm und nach ein paar Schluck ohnehin zu
Ende. Ich leere den Sand aus den Turnschuhen. Das Umkehren mit Akbar ist
nicht ganz einfach, weil der Sand sofort gierig nach den Reifen greift
und sie in sich einsaugen möchte. Schließlich rolle ich die
Straße zurück nach Osten, dem Hafen zu. Ich nehme mir vor,
trotzdem noch den anderen Strand auf der Nordseite zu inspizieren. Vielleicht
wartet doch dort die große Überraschung, wer weiß. Vorbei
an der flachen Bucht, in der die Dünung die Masten des stolze Dreimasters
leicht schwanken läßt. Links am Hang beobachte ich eine Menge
blauer Punkte. Als ich näher komme, erkenne ich, daß es sich
um eine Müllhalde enormen Ausmaßes handelt, die Punkte sind
blaue Plastikkisten, -flaschen und -tüten. Windstöße wirbeln
leichteren Müll durch die Luft und verteilen ihn in weitem Umkreis.
Als ich noch näher komme, treiben Wolke üblen Gestanks zu mir
herüber. Seltsamerweise war ich ihnen am Hinweg entgangen.
Im Ort Elafonisos angekommen, wende ich mich
nach Westen, leicht aufwärts, zuerst durch den Ort. Dann eine schmale
Straße, von Mäuerchen und Büschen gesäumt. Der Strand
ist bald erreicht, doch er ist überhaupt nicht einladender. Ein paar
Wohnwägen und Wohnmobile und ballspielende Jugendliche
bevölkern den flachen Sand. Ein wenig später stehe ich auf einer
Anhöhe, die ich mir auf einem von mehr oder wenig großen Steinen,
die aus der rötlichen Erde stehen, erkämpft habe und blicke
zurück. Vor mir die flache Insel, rechts erhebt sich ihr einziger
Hügel, hinten das Stück Strand, der Rest der Küste besteht
aus lauter Felsplatten, die aus der Ferne sehr einladend aussehen, sich
aber aus der Nähe als scharf und ungastlich entpuppen. Entmutigt
setze ich mich auf einen Stein am Wegrand und überlege, was ich nun
tun werde. So sehr hatte ich erwartet, von dem Inselchen freundlich aufgenommen
zu werden, hier einen netten Platz zu finden, daß nun meine Enttäuschung
abgrundtief groß ist. Die Sonne steht
schon schräg, schwach beginnt ein unangenehmes Gefühl des Verlorenseins
zu nagen. Ich nehme die Kartentasche zur Hand, ziehe die Karte heraus
und entfalte sie. Der Wind versucht ständig, das Vorhaben zu vereiteln.
Der einzige Campingplatz weit und breit liegt südlich von Monemvasia.
Auch die Insel Kythira scheint nicht von Stränden zu strotzen. Was
tun? Eines jedoch steht fest: Runter von dieser Insel, dem Ort der Enttäuschung.
Als ich diesen Gedanken fasse, wird mir auch gleich etwas besser. Die
Karte packe ich wieder zurück, mit einem weichen 'Plopp' haften die
Magneten den Kartenhalter wieder an den Tank. Widerwillig schwappt Akbar
über die Steine, denen ich nicht ausweichen kann. Vorbei an der kleinen
Kirche, zurück zum Hafen. Angenehm, die Fähre ist wiederum vor
Ort. Eine junge etwas vulgäre Griechin steht lässig hinter dem
luftigen Schalter, mit weit offenem Mund gräbt sie immer wieder ihre
Backenzähne in den Kaugummi, dazwischen sagt sie irgend etwas Unverständliches.
Als ich sie frage, was sie meint, macht sie eine wegwerfende Handbewegung
"Forget it"...
Es
wird wohl an der tiefer stehenden Sonne liegen, daß das Meer nun
weniger freundlich wirkt und die Wellengipfelchen etwas weniger blitzen,
jetzt, wo die kleine Fähre zum Festland hinüberstampft. Im Westen
beginnen Wolken aufzuziehen, verdecken hie und da die Sonne. Der Spalt
zwischen der bereits herabgelassenen Rampe und der Hafenmauer des Festlandes
verringert sich, ein Tau wird geworfen, festgemacht. Gleichzeitig springen
die sechs Zylinder an, man hört sie kaum neben dem noch pochenden
Schiffsdiesel, den Meereswellen und dem Motorengeräusch des klapprigen
Lastwagens schräg hinter mir. Mit zwei kleinen Hopsern ergreift Akbar
wieder Besitz vom Land und rollt nun die Straße nach Viflafia hinüber.
Megia Spilia, Aghios Georgios, sanft steigt das Gelände an, wir münden
in die Hauptstraße ein. Ein sanfter Griff am Gas, vierter, fünfter
Gang. Mit 2500 Touren arbeitet sich Akbar die Steigung hinauf, souverän,
der warme Wind umspült mich.
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Das Gefühl der Einsamkeit und des Verlorenseins
hat sich nur kurz zurückgezogen. Sozusagen um Kräfte für
eine neue Attacke zu sammeln. Der zur Neige gehende Tag, das in der zweiten
Hälfte stehende Jahr, die aufziehenden Gewitterwolken und die Enttäuschung,
kein schönes Plätzchen gefunden zu haben formieren sich zu einem
massiven Angriff auf meinen Solar Plexus. Die Kurven bereiten wenig Freude.
In Elika bleibe ich stehen, um ein wenig einzukaufen. Es ist ein kleines
Geschäft neben der Straße, lediglich ein junges Mädchen
hinter der Kassa. Ihr strahlendes Lächeln tut ungemein gut. Als ich
meinen Blick auf der Suche nach Brot durch den Laden schweifen lasse,
kommt sie sogleich hervor und fragt, was ich suche. Bis zum Verabschieden
lächelt sie und winkt mir dann noch nach, als ich hinaus gehe. Es
mag dramatisch anmuten, aber ich könnte sie umarmen, so froh bin
ich dafür, wie sie ist.
Doch auch das hält nicht lange an und
ein seltsames Gefühl der Heimatlosigkeit beginnt sich auszubreiten.
Wieder und wieder frage ich mich, wo hin ich will, ja eigentlich wohin
ich soll. Zurück auf den Campingplatz? Nein, dazu habe eich keine
Lust, zu großes Gefühl des Zurückgebliebenseins wäre
damit verbunden. Aber sonst? Ich kenne doch nichts anderes in der Gegend!
Und zudem neigt sich der Tag bedenklich dem Ende zu, also eine große
Fahrt ist auch nicht mehr drin. Die Sonne hat sich mittlerweile ganz hinter
die Wolken verzogen. Auf dem Motorrad ist man viel mehr von Wetter und
äußeren Stimmungen abhängig. Wie überall im Leben:
Man muß für alles bezahlen. Wie man so sagt. Oder vielleicht
etwas neutraler: Wenn man es genießen darf, den einen Pol der Freude
recht hoch hinaufzuklettern, dann muß man sich auch mit dem anderen
beschäftigen. Das fordert das Gesetz des Ausgleichs.
Nun habe ich die Berge hinter mir gelassen
und bin wieder in dem flußlosen Delta zwischen Sikea und Molai angelangt.
Vor mir liegt die schnurgerade Straße durch die Ebene. Der Bergzug
südlich von Molai verdeckt sogar die Wolken, die die Sonne verdecken.
Es ist kühl, es ist windig und es ist auch nicht besonders hell.
Alles scheint feindselig zu sein, kalt, gefühllos, unbarmherzig,
gnadenlos... Mitten auf der Geraden entschließe ich mich, abzubiegen,
um zu der Kehre oberhalb Metamorphosis zu fahren, von der aus man über
die Ebene sieht. Auf Anhieb finde ich den Weg durch das Dorf, es geht
bergauf, eine Spitzkehre nach rechts und nach ein paar hundert Metern
bin ich angelangt.
Akbar
lehnt auf dem Ständer Ich stehe über dem Ort und schaue über
das weite Land. Zwar stehe ich hier dem Himmel etwas näher, aber
auch er hat nur Wolkenfetzen für mich übrig. Das Gefühl
völliger Heimatlosigkeit wühlt und gräbt in mir , ich ringe
verzweifelt die Hände 'wo soll ich hin... wo soll ich hin?'... Keine
Antwort. Wolken treiben vorüber. Monotones Grau über der Ebene,
nur das Sausen des Windes. Ein Schleier von Hoffnungslosigkeit, der über
Häusern, Büschen, Bergen liegt schnürt mir die Kehle zu.
Kein Leben zu sehen, der Ort ist zu weit unten, um Details erkennen zu
können. Eine Windböe trifft mich und ich schwanke einen Schritt
zurück. "Tu was du willst!" Die Inschrift von Auryn, dem
Amulett der Kindlichen Kaiserin in der Unendlichen Geschichte fällt
mir ein. Wenn ich doch wüßte, was ich will. Geborgenheit? Eine
Zuflucht? Ich setze mich auf einen Stein.
Eine ganze Zeit sitze ich so hier, ein Kaleidoskop
von Gefühlen durchwühlt mich, knetet sich durch meine Brust.
Ich versuche, die Empfindungen zu sortieren und vor allem herauszubekommen,
was ich nun eigentlich will. Letztlich steht die Entscheidung fest. Nahe
des Campingplatzes, auf dem wir die letzten Tage verbracht haben, hatte
ich ein Hotel bemerkt. Dort werde ich vorerst die Nacht dort verbringen,
um dann morgen weiterzusehen.
Der Druck legt sich, so, als ob ich den Stöpsel
aus einer in der Sonne prall gewordenen Luftmatratze gezogen hätte.
Immer wenn Entscheidungen gefallen sind, bin ich eine Last los. Danach
eventuell aufkommende Zweifel werden beiseite geschoben. Was man bedenkt
wird bedenklich. Schließlich erkennt man ja meist später, ob
die Entscheidung richtig oder falsch war, kann fürs nächste
Mal seine Schlüsse ziehen.
Akbar quittiert das Ergebnis des Entschlusses
mit einem zufriedenen Aufbrüllen seiner sechs Zylinder. Kurz darauf
jagen wir die Gerade hinunter, bremsen, Spitzkehre und wieder gerade abwärts
nach Metamorphosis. Rechts tangieren wir den Ort, fegen über die
kerzengerade Straße durch die Ebene und gelangen bei Molai auf die
Hauptroute. Nun ist Eile angesagt, sowohl die späte Stunde als auch
die über den Himmel jagenden Wolken gebieten es. Akbar setzt willig
um, was man ihm aufträgt. Er huscht über die langen Geraden,
tänzelt durch die Kurven, selten begrüßt der Fußraster
den Asphalt. Vlachiotis, Skala, Trinisa, ein Ort nach dem andern taucht
auf, wird durchpflügt, entschwindet im Rückspiegel. Die kurvige
Strecke vor Githio, linkerhand das große verrostete Schiff am Strand,
schließlich die Ortseinfahrt, rechts die Tankstelle, mit gedrosselter
Geschwindigkeit rolle ich in den Ort hinein. Dichter werden die Häuser,
ich passiere die Kreuzung, an der heute Morgen Robert und Michael nach
Sparta abgebogen waren. Nun links das Meer und rechts vorbei an dem Café
mit den Massen von Stühlen, daß ich mich frage, wann sie alle
belegt sind. Wohl in der Hauptsaison.
Langsam rolle ich nun den Kai entlang, hier
links haben wir gesessen und unsere Frühstücks-Omletts verspeist.
Vorne der Kreisverkehr, in dieser Richtung muß man ihn umrunden.
Als ich fast herum bin, blitzt mir etwas Rotes ins Auge, ein Motorrad,
ich schaue nochmals hin - auch eine rote TDM. So ein Zufall! In dem Augenblick,
als ich auf das weiße Kennzeichen sehe, höre ich links hinter
mir eine Stimme rufen "Adrian, Aaadriaaan!". Die Stimme kenn
ich doch! Das kann nicht sein! Aus lauter Überraschung vergesse ich
Gas zu geben und Akbar gerät ins Stottern. Warum sollte es ihm anders
gehen als mir! Nun ziehe ich doch die Kupplung und bleibe mitten auf der
Straße wortlos stehen, drehe mich um - tatsächlich! Schwarze
Mähne, Lederhose, rotes T-Shirt. "Hey!" rufe ich hinüber,
besser gesagt ich will es rufen, aber nur ein lächerlicher Krächzer
verläßt meinen Mund. Lange nichts mehr geredet.
Ich fasse mich doch, fahre an, um die mittlerweile
hinter mir wartenden Autos nicht noch länger auf ein Geduldsprobe
zu stellen. Umrunde den Kreisverkehr nochmals und stelle mich neben die
rote TDM von Alice. Vor lauter Verwirrung lasse ich den Schlüssel
stecken, drehe nochmals um, ziehe in ab und nehme auch meinen 'Hugo' mit.
Hugo ist ein Mini-Tankrucksack, der die weibliche Handtasche ersetzt.
Allerdings bei weitem nicht so groß ;-) Er beherbergt Kugelschreiber,
Diktiergerät, Handy, Brille, Paß, Digitalkamera und einige
weitere nützliche Utensilien. Seine Magnete halten ihn immer proper
auf dem Tank fest.
"Sag mal was machst denn du hier?" wir umarmen uns kurz
- die Fremde verbindet - und ich bin unvermindert dabei, aus allen Wolken
zu fallen.
"Ach weißt du," meint sie, "Alex hat mich schließlich
doch dazu überredet, meinen Urlaub seinetwegen nicht abzubrechen.
Er meinte, daß er schon die zwei Wochen alleine klar käme.
So ist er dann eben gefahren und ich hab mich auf Entdeckungsreise begeben."
"Das war jetzt aber die Überraschung des Jahrzehnts, das kannst
du mir glauben!"
Sie lächelt. "Ich hätte nicht erwartet, daß wir uns
wieder treffen, ich wußte ja nicht, wohin ihr gefahren wart."
Wir setzen uns, sie sieht mich seltsam lächelnd an. Schließlich
nimmt sie einen Schluck von ihrem Kaffee und fährt fort: "Also
hab ich mich entschlossen, den Peloponnes in Richtung Westen aufzurollen.
Zuerst war ich noch ein paar Tage in Drepano und nun bin ich hier hängen
geblieben. Denn die Mani scheint ja wunderbar zu sein!"
"Wie lange bist Du schon hier?"
"Drei Tage" - Der Kellner kommt, der, von dem wir noch gestern
festgestellt haben, daß er offenbar jeden hier kennt, sei es Einheimischer
oder Tourist. Bei jedem dritten Auto oder Moped, das vorbeifährt,
klopft er aufs Dach oder es gehen ein paar Worte hin und her. Wenn nichts
zu tun ist, sitzt er oft bei einem Gast am Tisch und trinkt einen Frappe.
"Ena Frappé parakalo." - "Glyko?" fragt er
sicherheitshalber grinsend "Ne, parakalo". Nicht nur, daß
er alle möglichen Leute kennt, er merkt sich auch die Gewohnheiten
der meisten, auch die, daß ich den Frappé am liebsten recht
süß trinke. Denn wir sitzen, wie könnte es auch anders
sein, jetzt in dem Café, in dem ich auch mit Robert und Michael
am häufigsten saß, wo wir Touristen und Einheimische beobachteten.
"Wo wohnst du" frage ich sie.
"Hier in Githio. Und du?"
"Nirgends."
Fragender Blick. "Nirgends?"
"Nirgends. Robert und Michael sind heute nach Patras abgefahren und
ich wollte meine Trauminsel besuchen." In groben Zügen erzähle
ich ihr meine Geschichte. "Mein Frust war enorm, glaub mir! Um so
größer die Überraschung und Freude, dich hier zu treffen!"
Ich strahle, es geht mir wunderbar gut. "Schön, wirklich schön!"
füge ich noch hinzu.
"Ja, ich freu mich auch. Echt!" und sie lächelt noch immer.
Der Frappé kommt und ich sauge zuerst ein wenig Kaffee von unten,
dann Schaum von oben, um wieder mit etwas Kaffee von unten abzuschließen.
Frappé wird meist in hohen Kelchgläsern mit einem Strohhalm
serviert.
"Wo wirst du übernachten?" fragt Alice.
"Ich dachte, in dem Hotel nahe des Campingplatzes, wo wir waren,
eine Nacht zu verbringen. Morgen wollte ich mir dann etwas anderes suchen,
denn das muß ein ziemlich teurer Schuppen sein und darauf steh ich
nicht so. Ist dort, wo du wohnst, noch etwas frei?"
"Nein, die haben nur ein Gästezimmer." Dumpfes Donnerrollen
holt mich in die Wirklichkeit zurück, es ist in der Zwischenzeit
völlig dunkel geworden.
"Ich glaub, daß ich mich zügig auf die Socken machen muß!
Jetzt noch zum Abschluß pudelnaß - dazu hab ich keine Lust.
Obwohl - eigentlich wäre es mir egal."
"Nein, fahr du nur, ich werde auch gleich gehen, hab ja ebenfalls
kein Dach überm Kopf beim Fahren".
Ich bedeute dem Kellner, daß ich zahlen möchte. "Hast
du für morgen schon fixe Pläne?"
"Nur bis zum Nachmittag. Da haben mich meine Zimmerleute eingeladen,
mir Mystras zu zeigen. Aber wir werden gegen drei, vier zurück sein."
"Treffen wir uns hier um - sagen wir - fünf?"
"Ja, schön."
Weiteres Donnerrollen macht mir Beine "Ich freue mich schon auf morgen!
Hab einen schönen Tag!"
"Du auch, Ciao!"
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- 4 -
Als ich um die Ecke biege, winke ich noch
mal kurz, kann aber nicht sehen, ob Alice es gesehen hat. Einerseits hüpft
mein Herz, andererseits erinnern mich die heftigen Böen, die mir
entgegenschlagen, unablässig an die Gegenwart. Es sind doch immerhin
noch rund zwölf Kilometer zu fahren. Zwölf Kilometer im Gewitterregen,
da bleibt nicht nur kein Auge trocken. Kurz darauf beginne ich den Regen
zu riechen. Wäre der Geruch nicht mit baldigem Einweichen verbunden,
ich würde ihn rückhaltslos lieben. Kurz nach der Kreuzung, wo
es von der Hauptstraße abzweigt, klatscht der erste riesige Tropfen
mir direkt ins Gesicht. Eine Minute später bin ich eingetaucht. es
ist nicht auszumachen, ob mehr Luft oder mehr Wasser um mich herum ist.
Nein! Es wären doch nur noch fünfhundert Meter gewesen! Ich
erreiche das Hotel, kann aber nirgends einen überdachten Platz finden.
So parke ich möglichst nahe dem Seiteneingang und beginne in fliegender
Eile alle Stücke abzumontieren und es sind nicht wenige. Dabei weiß
ich nicht einmal, ob Zimmer frei sind. Die junge Dame hinter der Rezeption
beobachtet mein Treiben mit wachsendem Unbehagen: Türe auf, wieder
ein Päckchen herein, Türe zu, Türe auf, noch eins, Türe
zu, Türe auf, noch eins. Ein paar Hotelgäste schlendern vorbei
und blicken mit unverhohlener Mißbilligung auf meinen Bikegepäckhaufen
neben dem Sofa in der Lobby. Ein ansehnlicher Hügel von schwarzem
und braunem Zeug, farblich aufgelockert durch die bunten Gummispinnen
und Zurrgurte, die alles gehalten haben. Nach wenigen Minuten ist es nur
noch Akbar, der allein draußen im stömenden Regen steht. Ich
bin zwar ebenso naß, aber es kann nicht schlimmer werden. Zu meinen
Füßen bilden sich Pfützen und ich gehe zur Rezeption.
Mit etwas saurem Lächeln erklärt
mir das Fräulein, daß noch Zimmer frei wären. Der Preis
ist etwa so stolz, wie ich es mir vorgestellt habe. Ihr Gesicht hellt
sich keineswegs auf, als ich sie frage, ob ich nicht ein paar Päckchen
in der Rezeption herunten lassen könne. Sie wirkt nicht direkt feindselig
aber überzogen sympathisch bin ich ihr offenbar nicht. So hieve ich
mit von den Motorradgriffen schwarzen Händen Zelt, dann Schlafsack,
dann das kleine Sonnensegel, dann Schaumgummirolle und schließlich
die Luftmatratze über die Theke. Alles natürlich nicht besonders
trocken. Nach folgendem langem Anmeldeprozedere übergibt sie mir
den Schlüssel "3rd floor" meint sie dazu. Geld stinkt nicht.
Während das Hotel von außen einen
Vierstern-Eindruck vermittelt, sieht es herinnen anders aus. Die Wände
sind aus verputztem Sichtbeton und rechte Winkel waren offenbar bei der
Erbauung nicht Bedingung. Trotzdem ich einiges an Gepäck abgeben
konnte, muß ich zweimal mit dem Lift fahren. Lederjacke, Rucksack
und kleiner Rucksack, Hugo, Kartentasche passen unter einem Mal nicht
in den winzigen Lift. Wiederum Kontakt mit anderen Hotelgästen, die
ebenfalls leicht pikiert versuchen, den Abstand zu mir möglichst
groß zu halten.
Als
ich mich schließlich im Zimmer aufs Bett fallen lasse bin ich zur
Regennässe auch noch völlig verschwitzt. Erfreulicherweise kommt
Wasser aus der Dusche, auch wenn es nur wenige, dafür dünne
und harte in beliebige Richtungen sprühende Strahlen sind. Nach einer
Viertelstunde geht es mir wieder bestens. Die eingekauften Eßsachen,
den Käse und das Brot habe ich in Akbars Sattelkoffern, aber ich
habe keine Lust mich wieder anzuziehen um hinunter zu gehen. Im Rucksack
finde ich schließlich noch eine Packung Papadopoulos-Keks von Miranda,
zwar simple Butterkekse, aber ich mag sie sehr. Aus dem Bad hole ich mir
ein Glas Wasser und so liege ich nun, die Arme hinter dem Kopf verschränkt,
auf dem Bett, die Kekse brechen und bröseln im Mund um dann in einen
anderen Aggregatszustand zu mutieren. Ich blicke zur Decke und lasse heute
Revue passieren.
Abschied bei Sonnenschein. Abschiede sind
meist traurig.
Eine wunderbare Fahrt mit großer Vorfreude auf das Inseljuwel.
Die große Enttäuschung.
Die tiefe Verzweiflung.
Die unglaubliche Überraschung.
Der große Regen.
Dem Regen entflohen, nach langer Zeitwieder einmal ein Bett.
Was für ein Tag!
Was war ihr Beweggrund, daß Alice noch
da ist? Wirklich nur ihr Bruder, der sie überredet hat? Zu dumm,
daß ich so überstürzt abgefahren bin, ich hätte doch
noch ein wenig mit ihr plaudern können. Nein, das war schon in Ordnung,
so kann ich mich jetzt bewußt auf den morgigen Tag freuen. Hoffentlich
endet er nicht auch in so einer Enttäuschung wie der heutige. Enttäuschung
heute?! Na also! Was wäre denn gewesen, wenn mir die Insel einigermaßen
gefallen hätte?
Froh knabbere ich an den Keksen und werde
langsam müde. Wieder einmal fällt mir das deutsche Chanson ein
mit dem sinngemäßen Text: "Freue dich nicht zu viel, denn
ein Leid wartet hinter der nächsten Ecke. Trauere nicht zu tief,
denn hinter der nächsten Ecke wartet eine Freude..."
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