Die Journey

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Prolog

Die Journey ist keine normale Reisebeschreibung.

Die Journey beschreibt eine Reise durch ein Land mit liebenswerten Menschen, sonnenflirrendem Meer, Ausblicken, die uns den Atem stocken lassen und unzähligen Überraschungen. Es ist zugleich auch eine Geschichte um Liebe, Hoffnung und Verzweiflung. Und schließlich ein Blick weit hinter die Dinge, die für uns sichtbar sind. Philosophische Auseinandersetzung mit unserm Sein, unserer Herkunft, unseren Zielen und Aufgaben. Auseinandersetzung mit Themen, deren Verdrängung so viele von uns in Angst, Unsicherheit und inneres Elend bringen.

Griechenland ist die Rahmenhandlung, wie sie wirklicher nicht sein könnte. Die Personen gibt es teilweise, teilweise sind sie erfunden. Heißen tun sie auf jeden Fall anders. Manche Handlungen sind nicht wirklich geschehen, Gespräche sind nicht unbedingt in gleicher Weise verlaufen oder haben gar nie stattgefunden. Nie?

Alles, was in unserer sogenannten Wirklichkeit geschieht, ist im feinen Stoff bereits Vergangenheit. Alles was hier ist, war dort schon. Unser Erleben hier ist die Folge des Wollens dort. Wir alle leben in zwei Welten, der schaffenden und der geschaffenen. Manche von uns leben nur in der geschaffenen. So mag sich zwar einiges in dieser Geschichte nicht so abgespielt haben, wie sie es erzählt. Hier in unserem groben Stoff. Aber - wer weiß - vielleicht wird es schon morgen Wirklichkeit sein.

Das ist das Verzaubernde an Geschichten: Sie behindern uns nicht mit den Grenzen der materiellen Notwendigkeiten, sondern gestatten uns, die Seele auf grenzenlose Wanderschaft zu schicken. Sofort und überallhin. Wir können diese Geschichten nach unseren Wünschen gestalten, tragisch und traurig, schön und freundlich.

Wir können aber noch mehr. Wir können unsere Geschichten wollen! Jeder von uns ist ein Zauberer, der mit der Magie des Wollens Geschichten wahr werden lassen kann! Wir brauchen sie nur nicht als Geschichten betrachten, sondern als Gegenwart in der Zukunft, dabei unsere Gegenwart als Vergangenheit erleben. Wenn uns das gelingt - dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß unser Traum zur Wirklichkeit wird.

Achten wir also darauf, daß unsere Träume nur schön sind, von Freude und Zuwendung erzählen und nicht von Angst und Verwirrung. Denn - sie können wahr werden.


- 1 -

Vorbereitungen

Beinahe hätte sie gar nicht stattgefunden. Denn es stand mir ehrlich bis hierher. Ihr kennt diese horizontale Handbewegung in Höhe des Haaransatzes?

Dabei war alles so fein geplant und vorbereitet. Aber eben: Theorie und Praxis sind zwei paar Schuhe.

Da war die Sache mit der Plane.
Nichts ist unangenehmer als nasses Gepäck, da wird mir wohl jeder zustimmen. Entsprechend habe ich mir seit Tagen Gedanken gemacht. Der Weisheit letzter Schluß: Über das Bündel hinten auf Sissybar und Sozius gehört etwas, das sich unten zusammenziehen läßt, alles in ein Bündel zusammenfaßt und zudem nicht flattert. Was liegt hier näher, nachdem einige Versuche bei einschlägigen Bikergeschäften fehlgeschlagen haben, als bei einem professionellen Hersteller für Planen vorzusprechen: Einem für LKW-Planen.

Gesagt, getan, es gibt solch einen hier in der Stadt. Und tatsächlich, Planen in jeder erdenklichen Art und Weise, gemustert bis schlicht, ich entschied mich für neutrales Schwarz.

Die Größe hatte ich nicht genau ausgemessen, aber alles etwa im Kopf und so entschied ich mich für einssechzig mal einssechzig. Rundherum am Rand handfeste Metallösen, um das Paket denn auch entsprechend stabil zusammenhalten zu können. Man soll auf die kleinen, unscheinbaren Dinge hören. Aber man tut es nicht. Hier zum Beispiel meinte die freundliche Dame, die sich um termingerechtes Fertigwerden der Sonderbestellung bemühte:
"Wenn Sie zurückkommen, sagen sie mir dann, wie es sich bewährt hat?"
"Klar, natürlich, mach ich gern". Man nimmt es sich immer vor. Und man macht es nie. Na gut.
Ach so, ja, die kleinen Dinge. Diese Frage hätte ich nicht als routinemäßige einer unkundigen Nicht-Bikerin betrachten sollen, sondern ich hätte mir denken sollen: Oho! Die kennt sich aus und möchte mir höflich signalisieren, daß ich im Begriff bin, was absolut Sinnloses zu tun. Sicher ist sie Bikerin und kennt sich in diesen Belangen aus. Aber man denkt eben nicht so. Man glaubt immer, ein klein wenig schlauer zu sein. Und kauft eine Plane rein nach impulsivem Ermessen - zugegeben, soo teuer war sie nun auch wieder nicht. Das es sich schließlich herausstellt, daß sie das Motorrad in ein unfahrbares Ungetüm verwandelt, das liegt noch in der Zukunft. Aber so weit sind wir ja noch nicht.

- 2 -

Das nächste war der Rucksack.
Vor etwa zwei Jahren habe ich mir einen gekauft, wirklich ein absoluter Prachtkerl! Aus den Erfahrungen einer Flugreise in eine wenig zivilisierte Gegend schöpfend, war ich nach längerer Suche darauf gestoßen: Mit genügend Stauraum, Tragegurten für komfortablen Transport auf dem Rücken, Außentaschen für Kleinkram, Riemen, um weiteres befestigen zu können, eine sehr gelungene Inneneinteilung, aufklappbar wie ein Koffer, so ist das Damenhandtaschen-Naturgesetz außer Gefecht gesetzt (das Gesuchte ist immer unten), kleine Rollen für z.B. Flughafentransporte und vieles mehr. Echt rundherum ideal. Wirklich. Ehrlich!
Verträumt war ich dann in der Bibliothek auf dem Sofa gesessen, den Rucksack (darf man ihn überhaupt so trivial nennen?) geöffnet, umgeben von den vielen Kleinigkeiten, die mich begleiten sollten: fünf, sechs Bücher, 10 T-Shirts, 15 Unterhosen, drei Hosen, zwei Pullis, ach und so manches mehr, das mir unentbehrlich vorgekommen ist. Nicht daß ich verschwenderisch umgegangen wäre, im Gegenteil, es tat wohl, das angenehme Gefühl umgesetzter Disziplin bei der Zweckmäßigkeit der Wahl. Dann habe ich das ganze eingepackt. Locker ging's hinein, Reißverschlüsse zu und ab damit in Richtung Akbar. Ich hätte bereits stutzig werden sollen, als ich das Trumm vom Sofa hob. Es war schwer. Wirklich schwer. Aber dank der komfortablen Rollen war lediglich die kleine Stiege zum Carport, unter dem mein Reittier wartete, kompliziert. Dann standen wir da, Auge in Auge. Akbar und ich. Dazwischen der Rucksack. In dieser neuen Umgebung nahm er sich eigenartig füllig aus. Hatte ich mir gar nicht so vorgestellt. Fast ein wenig drohend. Und nun wurde es tatsächlich auch ohne Umschweife anstrengend. Ein Monstrum rollen und heben sind zwei ganz unterschiedliche Sachen.

Rollen war Vergangenheit, irgendwie mußte er nun hinauf auf den Sozius. Natürlich schaffte ich es. Ist ja nur ein Rucksack. Und für welchen richtigen Mann stellt ein Zementsack ein Hindernis dar? Eben. Aber postwendend präsentierte sich das nächste Problem: Wie befestigen? Wenn ich ihn hinstellte, dann überbot er jeden Sozius spielend an Höhe und Breite. In Fünfundvierzig-Grad-Schräglage bohrten mir bei einem Testsitzen entweder die Rollen oder die Stütze oder der Griff in den Rücken. Ganz langsam begann Unmut in mir aufzusteigen. Quer ging nicht, da ich so die Breite eines Autos erreichte, also einen gewichtigen Motorrad-Vorteil einbüßen würde. Und alle Varianten hatten zudem noch eine unangenehme Begleiteigenschaft: Das Ungetüm war so kippelig, daß es vermutlich bereits beim Gartentor abgesprungen wäre.
Rein hypothetisch - oder war es masochistisch? - holte ich noch die Plane und begann sie über die ganze Architektur zu legen. Ich ging sogar so weit, daß ich sie unten mit der Schnur durch die Ösen zusammenzog. Das mußte ich auch, denn sonst wäre sie am Boden mitgeschliffen. Und dann ging ich zwanzig Meter nach hinten und schaute das ganze an. Man muß sagen: Der Ständer von Akbar ist enorm. Unglaublich! Er ist nicht weggebrochen! Was ich sah, erzeugte in mir eine eigentlich nicht vereinbare Mischung von Wut, Apathie, Enttäuschung und Verzweiflung. Es fällt mir kein passender Vergleich ein. Vom Motorrad sah man genau genommen nichts. Dabei ist es ja nicht so zart, daß man es übersehen könnte. Eine riesige schwarze Knolle mit einem kleinen Rädchen unten dran (180 / 70 R 16). Mich hätte man von hinten natürlich auch nicht gesehen. Völlig im Windschatten. Allerdings in der falschen Richtung.
Ja, und das war der kritische Moment, in dem die Reise beinahe nicht stattgefunden hätte. Es war mittlerweile 23 Uhr und ich war em Ende. Physisch und psychisch. Das sind die Momente, in denen einem alles Wurst ist.

- 3 -

Zum Glück siegte jedoch mein Sternzeichen und ich demontierte alles. Plane, Rucksack, Zelt, Schaugummimatte, Luftmatratze, Schlafsack und Sonnensegel. Dann schleppte ich Herrn Rucksack wieder hinein. Und schüttete ihn aufs Sofa.

Aus fünf, sechs Büchern wurden drei, aus zehn T-Shirts vier, aus fünfzehn Unterhosen fünf, aus vier Hosen zwei, aus zwei Pullis einer. Punkt. Dafür eine zweite Tube Rei. Selbst ist der Mann. Es wurde weiter gekürzt und nun hatte plötzlich alles im alten kleinen putzigen Rucksäckchen Platz. Ohne den Mut des Verzweifelten hätte ich mich nie zu so spartanischer Ausrüstung entschlossen.

Und - siehe da - plötzlich ließ sich Akbar willig beladen, die Zurrgurte schufen bombendesten Halt, alles machte eine kompakten und properen Eindruck.

Null Uhr dreißig.

Abfahrt in sieben Stunden

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